Die Veranstaltung „LESEMENTOR im Gespräch: LeseLUST statt LeseFRUST“ lockte über 20 interessierte Zuhörer*innen ins Forum der Volkshochschule Köln. Moderiert von Doris Dieckmann (VHS) und Uschi Schröter (SK Stiftung Kultur) bot der Gesprächsabend einen intensiven Austausch über die drängenden Herausforderungen in der Leseförderung von Kindern und Jugendlichen.
Im Zentrum stand der Vortrag von Prof. Dr. Christine Garbe, ehemals Universität zu Köln, die alarmierende Befunde der aktuellen Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) und der PISA-Studie präsentierte. Laut der IGLU-Studie 2021 können 25,4 Prozent der deutschen Viertklässler nicht ausreichend lesen, was einen signifikanten Anstieg gegenüber 2001 darstellt. Deutschland liegt im internationalen Vergleich nur noch im Mittelfeld, was eine besorgniserregende Entwicklung darstellt. Besonders stark war der Leistungsrückgang in den letzten fünf Jahren, der teilweise auf die pandemiebedingten Einschränkungen zurückzuführen sein könnte. Zudem liegt die Lesezeit im Unterricht in Deutschland mit 141 Minuten pro Woche deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 195 Minuten und dem OECD-Durchschnitt von 204 Minuten.
Prof. Garbe stellte mehrere erfolgreiche Projekte zur Leseförderung vor, die international und national bereits umgesetzt werden. Eines dieser Projekte ist „NEUVOLA“ aus Finnland, welches u.a. die sprachliche Entwicklung von Kindern im Rahmen der regelmäßigen Gesundheitschecks überwacht und bei Bedarf sofortige Unterstützung bietet. Dieses Programm erreicht fast 100% aller Mütter und Kinder von 0 bis 7 Jahren und wird von kommunalen Beratungsstellen durchgeführt, die wie soziale Hebammen agieren.
Ein weiteres Beispiel ist das englische Programm „Bookstart Corner“, das seit 2012 sozial benachteiligte Familien unterstützt und Eltern zeigt, wie sie ihre Kinder durch Bücher, Geschichten und Lieder sprachlich fördern können. Das Programm adressiert Familien aus sozio-ökonomisch benachteiligten Milieus und wird von kommunalen Familienzentren durchgeführt.
In Deutschland wurde das Projekt „Vorlesen in Familien“ hervorgehoben, bei dem ehrenamtliche Vorleser*innen wöchentlich Familien aus sozio-ökonomisch benachteiligten und Migrantenmilieus besuchen und den Kindern vorlesen sowie den Eltern beratend zur Seite stehen. Dieses Programm wird von der Stiftung Phantastische Bibliothek Wetzlar organisiert und zielt darauf ab, nicht nur die Lesekompetenz der Kinder zu verbessern, sondern auch die Eltern in Erziehungs- und Lebensfragen zu unterstützen.
Ein weiteres herausragendes Beispiel ist die irische „Right to Read Campaign“, die seit 2014 die Zusammenarbeit verschiedener Akteure auf kommunaler Ebene zur Verbesserung der Lesekompetenz fördert. Diese Kampagne wurde im Rahmen der nationalen Literacy-Strategie entwickelt und setzt landesweit einheitliche Standards, um die Leseförderung zu stärken.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass viele Kinder in Elternhäusern wenig Unterstützung erfahren, wo die Eltern selbst oft nur mangelnde Lesefähigkeiten besitzen. Die anwesenden Schulvertreter*innen und LESEMENTOR*innen betonten die Notwendigkeit einer intensiveren und systematischen Förderung sowohl in der Schule als auch im häuslichen Umfeld. Es wurden verschiedene Ansätze diskutiert, um Eltern stärker in die Leseförderung ihrer Kinder einzubeziehen und die Zusammenarbeit zwischen Schulen und ehrenamtlichen Initiativen zu intensivieren.
„Die Veranstaltung bot eine wichtige Plattform, um über die alarmierenden Zahlen der IGLU-Studie zu diskutieren und gemeinsam mit der Expertin Professorin Dr. Christine Garbe Strategien zur Leseförderung zu entwickeln, um die Bildungszukunft unserer Kinder positiv zu gestalten“, betonte Doris Dieckmann, Programmbereichsleitung Politische und Kulturelle Bildung und Bürgerschaftliches Engagement der Volkshochschule Köln.
„In Deutschland herrscht ein akuter Bildungsnotstand und es ist höchste Zeit gegenzusteuern. Das Startchancen-Programm der Bundesregierung, an dem auch 30 Kölner Schulen ab dem Schuljahr 2025/2026 partizipieren, ist ein erster wichtiger Ansatz“ sagte Uschi Schröter, Referentin für Literatur und Leseförderung der SK Stiftung Kultur.
„LESEMENTOR im Gespräch“ ist eine Diskussionsreihe rund um die Themen Bildung, Schule und Ehrenamt, die ein- bis zweimal jährlich stattfindet. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an LESEMENTOR*innen, Lehrer*innen, Studierende sowie eine an Bildungsthemen interessierte Öffentlichkeit.
Am 17. November 2023 fand der 20. Bundesweite Vorlesetag statt, der unter dem bezeichnenden Motto "Vorlesen verbindet" stand. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und zeigte einmal mehr, wie das gemeinsame Lesen Menschen jeden Alters zusammenbringen kann.
Im Vorfeld dieses besonderen Tages hat LESEMENTOR Köln Schulen befragt, wer sich mit Aktionen am Vorlesetag beteiligen möchte. Die erfreuliche Resonanz zeigte sich in der aktiven Unterstützung durch Lesementor*innen an verschiedenen Schulen. Die vielfältigen Aktionen trugen dazu bei, die Bedeutung des Vorlesens in den Fokus zu rücken und den Gemeinschaftssinn zu stärken.
Ein herausragendes Beispiel für die gelungene Beteiligung war die Vorleseaktion von Robert Voigtsberger, dem Beigeordneten für Bildung der Stadt. In einer Gemeinschaftsgrundschule entführte er das Publikum in die faszinierende Welt des Kinderbuchs "Mein Freund Salim" von Uticha Marmon. Dies verdeutlichte nicht nur das persönliche Engagement der Verantwortlichen, sondern auch die Bedeutung von Vorleseaktivitäten für die schulische Bildung.
Während Voigtsberger die Geschichte zum Leben erweckte, konnten viele kleine und große Zuhörer*innen gespannt den Worten lauschen und sich von neuen Geschichten inspirieren lassen. Der Vorlesetag bot somit nicht nur eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag, sondern förderte auch die Lesefreude und Kreativität der Teilnehmenden.
Die Organisatoren möchten sich herzlich bei allen Beteiligten bedanken, die durch ihre Unterstützung und aktive Teilnahme dazu beigetragen haben, den 20. Bundesweiten Vorlesetag zu einem besonderen Ereignis zu machen. Die positive Resonanz zeigt, dass solche Initiativen nicht nur das Lesen fördern, sondern auch Menschen miteinander verbinden und die Bedeutung von Gemeinschaft im Bildungsbereich stärken.
In einer Zeit, in der die Digitalisierung voranschreitet, bleibt das Vorlesen eine zeitlose und bewährte Methode, um Geschichten zu teilen, Wissen zu vermitteln und die Gemeinschaft zu fördern. Der Bundesweite Vorlesetag hat erneut gezeigt, dass das gesprochene Wort eine Kraft besitzt, die Brücken zwischen Menschen schlägt und Generationen verbindet.
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Anfang des Jahres 2023 haben wir Ihre Meinungen und Anliegen im Rahmen des LESEMENTOR-Projekts erfragt und Ihre wertvollen Rückmeldungen ausgewertet. In diesen herausfordernden Zeiten ist uns bewusst, wie wichtig der Austausch über Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen ist. Wie können wir Sie bestmöglich unterstützen?
Basierend auf Ihren Rückmeldungen freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir für die Jahre 2024 und 2025 eine brandneue Qualifizierungsreihe entwickelt haben: "Starke Kinder und Jugendliche – wie kann ich diese als ehrenamtliche Lesementorin unterstützen?". Wir sind überzeugt, dass diese Schulungsreihe dazu beitragen wird, Ihre Fähigkeiten als Lesementorin weiter zu stärken.
Die Termine für das Jahr 2024 stehen fest, und ganz bald erhalten Sie unseren Flyer mit den Veranstaltungen, zu denen Sie sich gerne jederzeit anmelden können.
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